Von Düffeldoffeln und Geschwätzführern

„Starte mit einem Erdbeben. Und dann steigere es langsam!“, war einst eine interne Arbeitsanweisung für Hollywoods Drehbuchschreiber. Leider nicht für Reden der Berliner Republik: Schon zu Beginn des Superwahljahres zeigten Gabriel, Nahles, Dobrindt: Runzlig-welke Rhetorik röchelt dahin, bis sie vor Entkräftung erschlafft, erlischt. Als Steinmeier zu 50 Jahren Elysée-Vertrag sprach, bekamen wir einen Gähnkrampf. Wenn Merkel nicht abliest, dann klingt das wie …stellen Sie sich einen Hund vor, der auf den Hinterläufen geht: Es holpert, taumelt und schaukelt, aber eigentlich ist es ein Wunder, dass es überhaupt funktioniert. Nach solchen Erlebnissen liegen wir oft in Embryonalhaltung vorm Fernseher, nuckeln am Daumen und träumen von der Bonner Republik. Hier herrschte Furor, hier verrannte man sich in drolligste Rasereien: Unvergessene Sternstunde kreativer Schimpfkunst, als Herbert Wehner (bis heute mit einsamen 58 Ordnungsrufen die „Haubitze des Bundestages“) Helmut Kohl mit: „Sie Düffeldoffel!“ anfuhr, um ihn kurz darauf anzuherrschen: „Mann, hampeln Sie doch nicht so herum, Sie sind doch Geschäftsführer und nicht Geschwätzführer!“. Derweil verwarnte Franz Josef Strauß Zuhörer gerne mit: „Halten Sie doch’s Maul, Sie Trottel!“. Ins Pantheon der Verbalattacke schimpfte sich Joschka Fischer nach einem Plenarsaal-Verweis: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ Es klingt, als wollten wir hier einen längst verwesenden Leichnam aromatisieren. Aber wer weiß – vielleicht wird der Same unserer Anregungen dies eine mal nicht auf Permafrostboden fallen!

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