Im Arsch

Gott ist freilich nicht nur jener ernste, rechtschaffene Schöpfer ohne Humor – schließlich lässt er tagtäglich zu, dass Menschen rund um den Globus aus dem Bergwerksstollen des Absurden eine Schnapsidee nach der anderen herausbrechen. Wie etwa jene Meldung zeigt: Laut der Zeitung „Die Welt“ hätten in Sri Lanka die Wachen die Zelle eines 58-Jährigen Häftlings im Hochsicherheitsgefängnis Welikada durchsucht. Und plötzlich merkwürdiges Klingeln gehört. Uns selbst würde in einem solchen Fall vermutlich die erste Zeile jenes Eichendorffschen Gedichtes: „Schläft ein Lied in allen Dingen…“ eingefallen sein. Die Wärter dagegen hatten ein ganz anderes Bauchgefühl. Und stellten fest: Die Melodie müsse von einem im Gefängnis verbotenen Gerät stammen. Und zwar eines Gerätes, welches – die Feder sträubt sich, es nieder zu schreiben – der Häftling am allerverschwiegensten Ort der Zelle vor Wärteraugen verbergen wollte: im Hintern. Der klingelnde Häftling sei ins Krankenhaus verbracht worden, wo Ärzte das Gerät entfernten. Röntgenbilder zeigten ein ziemlich großes Gerät, einem Smartphone nicht unähnlich, dazu zwei Kopfhörer. Unter uns – die Häftlings-Idee war zunächst einmal nicht ganz dumm, zumal achtloses Herumliegenlassen persönlicher Gegenstände in einem Gefängnis äußerst fahrlässig ist. Aber dennoch lässt die Meldung manch Frage offen: Wer hat eigentlich angerufen? Gab es keine downloadbaren Klingeltöne, die sich unauffällig in die typische Geräuschkulisse des Verstecks eingefügt hätten? Und wo sitzt im menschlichen Körper das Organ, derartige Verstecke auszubrüten?

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