Der zu fröhliche Landmann

Am Rande

Unsere bundesrepublikanische Gesellschaft gleicht seit längerem einem Pulverfass, an dem die Lunte brennt – Skandalmeldungen über unsere Eliten verblasen seit einem Jahr fast täglich den Nebel vor unseren Augen, wodurch wir folgenden Umstand klar und deutlich sehen: die Republik watet bis ans Knie im Kot, ein Eklat jagt den nächsten: Banker und Manager betrügen um zig Milliarden, zahlen sich aber kaltschnäuzig weiter Boni als sei nichts passiert; Kloster- oder Reformschüler sind offenbar ihrer Unversehrtheit so sicher wie eine Forelle unter zehn Hechten; Siemens-Manager bestechen halb Russland und Nigeria und kriegen nur Bewährung; und nun zerrt man auch noch einen Stand ins grelle Licht, der bislang ein verstecktes Rumpelstilzchendasein führte – den hessischen Landmann; sein willensschwaches Fleisch – so eröffnete es kürzlich Hessens Landwirtschaftsministerin Silke Lautenschläger (CDU) kürzlich – werde häufiger als vermutet widernatürlich versucht; Amtsärzte würden zunehmend Fälle von Sodomie aufdecken, so die Ministerin; und in einschlägige Internetforen gäben erfahrene Täter gar Gebrauchsanweisungen zum Umgang mit Kuh, Schaf, Hund und Aal. Lautenschläger will daher gern die 1969 abgeschaffte Sodomie wieder ins Strafrecht einführen; aber bevor man nun gleich wieder mit Kanonen auf Spatzen schießt, erinnern wir in diesem heiklen Zusammenhang an den Alten Fritz (1712-1786), der an den Rand eines Urteils, das einen Kavalleristen wegen Unzuchts mit seinem Pferd zum Tode verurteilte, folgendes kritzelte: „Begnadigen, den Kerl – das Schwein soll zur Infantrie!“

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