Stasi 2.0

Ach, was muss man oft von bösen/ Buben hören oder lesen. Wie zum Beispiel von jenen Gentleman vom britischen Abhördienst GCHQ: Laut „Guardian“ haben sie 2009 nicht nur den gesamten G20-Gipfel samt Diplomaten ausspioniert, sondern sogar falsche Internetcafes in der Umgebung eingerichtet. Im Auftrag Ihrer Majestät Regierung. We are not amused! Und  fürchten, der nun flagrant gewordene Vorfall gleicht dem Volumen nach einem Spritzer Jauche aus einem zufällig angerempelten, bis zum Rand gefüllten Güllefass. Dass diese Episode jetzt öffentlich wurde, lässt den gewandten Zyniker sogleich zu Rochefoucaults „Maximen“ greifen, wo wir lesen: Man gibt kleine Fehler gern offen zu, um den Eindruck zu erwecken, man hätte keine größeren. Nimmt man die kürzliche Enthüllung über das US-Ausspähprogramm PRISM dazu, wirkt die Stasi dagegen etwa so einschüchternd wie ein Rosamunde-Pilcher-Film. Wo man gerade so schön dabei ist, plant jetzt Deutschlands Innenminister Mielke – pardon: Friedrich (CSU) ein 100-Millionen-Programm, um Joseph Jedermanns Internetkontakte flächendeckend zu überwachen. Naiv wie wir sind, hatten wir bislang Montesquieus Konzept der Gewaltenteilung so verstanden, dass die Bürger die Regierungen kontrollieren sollen, nicht umgekehrt. Aber erstens denken wir da wohl zu schlicht. Zweitens höhlt Friedrich die Bürgerrechte immerhin etwas eleganter aus als eben in der Türkei. Drittens – wenn Geheimdienste nur legale Dinge tun würden, bräuchte man keine! Viertens tun uns die  armen Schweine beim BND schon jetzt leid, die demnächst unsere sämtlichen E-mails lesen müssen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Kolumnen. Bookmarken: Permanent-Link. Momentan ist weder das Kommentieren noch das Setzen eines Trackbacks möglich.

  • Kategorien

  • Archive