Geheimdienst-Eintopf

Es gibt Dinge im Leben, dagegen sind wir als Einzelne schlicht machtlos – da wäre das Ozonloch oder Markus Lanz. Oder die britisch-amerikanische Geheimdienst-Schnüffelei, die sich  über uns Deutsche ausgebreitet hat wie ein meteoritengroßer überreifer Camembert bei 40 Grad im Schatten. Seit Wochen schäumt die Internet-Gemeinde vor Wut wie eine Maß Oktoberfestbier, wogt die öffentliche Kritik so wohldosiert wie ein reißender Gebirgsbach. Und die Stirn von Justizministerin Leutheusser-Scharrenberger schlägt ebenfalls Sorgenfalten im Muster eines Bratengitters. Eins steht wohl fest: Falls wir Bürger bislang den Eindruck hatten, unser Recht auf informationelle Selbstbestimmung werde vor geheimdienstlichem Datenfuror durch den Rechtsstaat geschützt wie ein Pinguinbaby, das bei Schneesturm zwischen die schützenden Füße der Eltern krabbelt, dann ist eben dieser Eindruck nun geplatzt wie einer von Sebastian Vettels Hinterreifen. Und das nicht nur wegen Edward Snowdons Enthüllungen: Der Freiburger Professor Josef Foschepoth will herausgefunden haben, dass die USA und Großbritannien bis heute mit dem Segen Adenauers versehen sind, wenn sie unser in der Verfassung garantiertes  Datenschutzrecht brechen. „Es  gibt kein Grundrecht mehr auf Unverletzlichkeit des Post- und Fernmeldegeheimnisses“, zitiert ihn die Süddeutsche. Aha – wenn das stimmt, sind wir schon jetzt gespannt, ob es Politik und unseren Schlapphüten irgendwie gelingt, die Hand wieder möglichst unauffällig aus dem Eintopf zu ziehen, den sie uns da seit Jahrzehnten eingebrockt haben.

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