Der erste Stein

Es ist schwer, über Hessen ohne Spott zu schreiben. Keine Angst, wir wollen uns nicht mit dem Heer der Lohnschreiberlinge gemein machen und uns geschwätzig über Vorgänge im Bistum Limburg verbreiten. Komischer – im osthessischen Bad Hersfeld hat kürzlich ein Herr seine frisch vermählte Gattin an der Tanke vergessen und dies erst 200 Kilometer später bemerkt! Witzig, gell? Ab hier bekommt die Sache eine unangenehme Wendung: 149 Kilometer von Bad Hersfeld liegt, hol’s der Teufel, das Bistum Limburg, und wie Sie jetzt zu spät merken: der Einstig war ein mieser Trick, um Sie ins Fangeisen des 9864ten Kommentars dazu stolpern zu lassen. Denn allzu einhellige Meinung erregt stets unser Misstrauen, weswegen wir ketzerisch fragen: warum um Gottes Willen wird auf jenem Tebartz-van Elst (bislang bekannt dafür, völlig unbekannt zu sein) so herum gedroschen? Richtig – für etwas, für dass die Kunstgeschichte die Bischöfe, Kardinäle und Päpste der Renaissance und des Barock ausdrücklich lobt: Mit beiden Beinen fest neben der Realität stehen und wie meschugge Kohle raus ballern für mondsüchtige Projekte ohne Nutzwert. Oder wie Oscar Wilde in ähnlicher Richtung feststellte: „Die Welt hat der Schlechtigkeit des Papsttums einiges zu verdanken.“ Nun, der Vatikan möchte sich dazu derzeit offiziell nicht einmal inoffiziell äußern, aber besagter Bischof wir wohl bald eine Lücke hinterlassen, die ihn ersetzt. Für alle aber, die ihn in allzu drakonischem Ernst kritisieren: Wer noch nie für 15000 Euro fremden Geldes eine Badewanne eingebaut hat, werfe den ersten Stein! Für alle anderen zitieren wir Voltaire: „Die sich rühmen, bestimmte Sünden seien ihnen wesenfremd, hatten oft bloß noch keine Gelegenheit.“

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