Hierarchie in der Badewanne

Die allgemeine Meinung springt unbescholtene Bürger fast täglich an wie ein tollwütiger tasmanischer Beutelteufel. Etwa, wenn sie am Vatikan vor allem seine starre Hierarchie kritisiert. Dieser Meinung müssen wir schon deswegen widersprechen, weil sie unser eigenen völlig entspricht. Denn es muss hier endlich ein für allemal festgehalten werden: Der Beitrag starrer Hierarchien zum Fortschritt und dem Erblühen der gesamten Menschheit kann gar nicht genug geschätzt werden. Sie sorgen nämlich dafür, dass Ideen von ganz oben auf ihrem Weg nach unten immer wirkungsloser werden. Umso mehr freut uns, dass im Vatikan im Falle des so genannten „Protzbischofs“ Tebartz-van Elst offenbar sorgfältig abgewogen wurde, statt kurzen Prozess zu machen. So darf der Hirte nach einem kleinen Urlaub von drei Monaten wieder zur Herde zurück, und für diese Milde hat es harte Gründe: Überlegen Sie nur, wie viele atheistische Bauunternehmer, Sanitärfachhändler, wie viel laizistisch gesinnte Installateure im Bistum Limburg aufgrund der Baumaßnahmen wieder zurück in den Schoß der Katholischen Kirche fanden! Oder bedenken Sie die Ungerechtigkeit, wenn Tebartz-van Elst erst den ganzen Ärger um seine Residenz aushalten muss, um hinterher zuzuschauen, wie sich irgend ein Nachfolger ohne jede öffentliche Aufregung in der seiner 15000-Euro-Badewanne lümmelt! Nun, wie es scheint, wird das nicht passieren, denn Tebartz-van Elst soll sich ja nur zwei, drei Monate zurückziehen. Falls er nicht zwischenzeitlich ein anderes Job-Angebot annimmt – warum nicht als Chefredakteur von „Schöner Wohnen“.

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