Telefonieren mit den großen Freunden

Es ist ein aristokratisches Vergnügen, anderen absichtlich zu missfallen. Insofern Hut ab vor der NSA! Unter Verweis darauf, dass „man das als Geheimdienst eben nun mal so macht“, großzügig auf die Bürgerrechte Dritter zu verzichten, beweist eine gewisse hochadelige Grandezza. Versprochen haben sie immerhin, zumindest Merkels Handy etwas weniger Aufmerksamkeit zu schenken als bisher, aber sind wir ehrlich: wer’s glaubt, glaubt auch an die Richtigkeit einer Hoeneß’schen Steuererklärung. Wir beobachten, dass sich Stamm- und sonstigen Tische überbieten im Verdammen amerikanischer Nachrichtendienste. Aber was soll denn nun eigentlich passieren? Kriegt Obama jetzt von Mutti ’nen Klaps auf den Hintern und zwei Wochen Hausarrest? Nein, nein, wie wollen hier mal festhalten – die Amerikaner sind und bleiben unsre Freunde. Und Freunden sollte man das Leben nicht unnötig schwer machen. Zumal es bei uns genügend einsame Menschen gibt, die froh sind, wenn ihnen überhaupt mal jemand zuhört, und wenn’s die NSA ist. Hören wir also bitte endlich auf, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Und beherzigen wir statt dessen ein paar Regeln, um unseren Freunden vom NSA das Leben ein bisschen zu erleichtern. Erstens: Ab sofort melden sich beim Telefonieren alle wieder mit vollem Namen. Zweitens: Bitte nicht so in den Hörer brüllen. Drittens wird ab sofort an der Strippe nicht mehr so lang gebabbelt, immerhin hat man in Washington noch anderes abzuhören. Viertens und Letztens: Kein Telefonat mehr nach 21 Uhr – schließlich wollen die bei der NSA ja auch mal Feierabend machen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Kolumnen. Bookmarken: Permanent-Link. Momentan ist weder das Kommentieren noch das Setzen eines Trackbacks möglich.

  • Kategorien

  • Archive