Marx, Rousseau und der „kleine Unterschied“

Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten, klagt Rousseau. Besonders widerfährt das dem Frauenmensch, schon wegen des so genannten Sexualdimorphismus. Der wird gern zum „kleinen Unterschied“ bagatellisiert. Obwohl die Kluft zwischen Mann und Frau vorm Auge groß genug ist, sie mit Händen zu umgreifen. Für ganz Dumme: Um Brüste geht’s heut’! Über Jahrtausende reckten sie sich wogend, drängend aller Welt, selbst Poeten,  gastfreundlich und großzügig entgegen. Unser aller Freiheitsdichter Schiller etwa befahl trunken vor Ekstase: „Freude trinken alle Wesen/ an den Brüsten der Natur!“ Heute? Des Dichters lodernde Eloge aufs Weibliche zu Eis erstarrt! Wie soll man aus etwas trinken, das unfrei, gekettet und geknebelt im düstren Pferch eines Büstenhalters schmachtet? Doch endlich – jemand trägt nicht mehr nur Asche umher, sondern bläst letzte Funken an. Diesmal ist es jedoch kein Poet, sondern ein nüchterner Mann der Wissenschaft. Deren Ziel soll ja bekanntlich im Befreien des Menschen aus den Kerkern von Blendwerk und Aberglaube liegen. Sportmediziner Jean-Denis Rouillon jedenfalls hat – nach 15 entsagungsvollen Forschungsjahren bei den Damen der französischen Ski-Nationalmannschaft – enttarnt, was den Busen wirklich schön macht: BH-Verzicht – weil Busen nur so lernen, sich bis zum Herbst des Lebens selbst zu stützen. Chapeau! Hätte Marx diesen Quantensprung erlebt, er hätte sein „Kapital“ gewiss so enden lassen: „Die Brüste haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen!“ Wir raten schlicht: heuer keinen BH unterm Baum!

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