Der große Lümmel

Laut Winston Churchill fallen einem die besten Argumente gegen Demokratie immer dann ein, wenn man drei Minuten einem Volksvertreter zugehört hat. Aber keine Angst, nicht um Politiker-Verdrossenheit geht’s uns heute. Sondern um die Verdrossenheit des Volkes. Die äußert sich darin, dass es mittlerweile keine Gelegenheit auslässt, genüsslich die Eliten – seien es Fußball-Manager, Bischöfe, Frauenrechtlerinnen oder Fernsehmoderatoren – bei marginalen Fehltritten zu ertappen und genüsslich via Internet zu demontieren. Das Volk, der große Lümmel, wie es Heinrich Heine nannte: es lässt sich einfach nicht mehr einlullen! Das bekam jetzt einer der größten Pop-Stars zu spüren: Justin Bieber (für unverständige Erwachsene: Er ist das kurzhaarige Mädchen auf den vielen Postern im Kinderzimmer). Nicht nur, dass im Volke der üble Witz kursiert, der Unterschied zwischen einem Erotik-Film und einem Justin-Bieber-Musikvideo bestehe darin, dass im Erotikfilm die Musik besser sei. Sondern sogar eine Online-Petition wurde gegen ihn gestartet: Nach der einen oder anderen bekannt gewordenen Drogen-Eskapade des langsam in Gärung übergehenden Teenie-Idols forderten jetzt über 100 000 Unterzeichner vom Weißen Haus, den gebürtigen Kanadier aus den USA auszuweisen. Man stelle sich vor, derartiges mache bei uns Schule und Leute wie Markus Lanz, Südtiroler mit italienischer Staatsbürgerschaft, müssten mit ähnlicher Verhöhnung rechnen! Sicherheitshalber empfehlen wir, solche Personen in sichere Drittländer auszufliegen, wo es derlei freche Bürger-Petitionen nicht gibt. Wie wär’s mit Nordkorea?

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