Nachlese

Soeben ist die Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen. Triumphierend haben die Händler festgestellt: Kinder und Jugendliche lesen wieder mehr! Auf uns wirkt diese Begeisterung zutiefst verstörend. Nicht nur, weil Literatur eine schäbige Ersatzbefriedigung all jener Autoren ist, die es aufgrund ihres schlechten Stils bei untadeligen Tageszeitung wie dieser zu Nichts bringen würden. Nicht nur, weil in den Werken dieser Leute regelmäßig Nichtigkeiten auf 300 und mehr Seiten aufgebläht werden, die ein mittelmäßig begabter Analphabet in einem Halbsatz verschweigen würde. Sondern weil Lesen nichts bringt, schon gar keinen Erkenntnisgewinn! Sie glauben uns nicht? Stellen Sie sich eine Weile in Sichtweite einer frühlingsbedingt erneuerten Parkbank, auf der ein „Frisch gestrichen!“-Schild prangt. Sie werden – wir wagen die Prophezeiung – keine Stunde warten, bis wenigstens drei Passanten vorbei flanieren, stoppen, lesen – und trotzdem mit der Hand drauf rumpatschen. Überhaupt scheint es ein Hobby für echte Schmocks: Sich Holz vor die Nase halten, dass zuvor von anderen gesägt und hauchdünn filetiert wurde! Und dann die Risiken, die Lektüre generell innewohnt: Wer hätte sich nicht mindestens einmal im Leben an einer scharfkantigen Seite schwere Verletzungen zugefügt! Wer kennt nicht mindestens einen bibliophilen Verwandten, den ein umstürzendes Bücherregal unter sich begrub! Lesen ist schrecklich, denn kaum können sie das, wollen Kinder mehr: Schreiben – um hinzugehen und hinterher Urkundenfälschungen zu begehen. Leserin, Leser – stoppen wir endlich diesen Irrsinn!

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