Mindestlohn? Mumpitz!

Wer – von Ihnen und uns mal abgesehen – lässt sich heutzutage noch mit Geld motivieren? Umso erstaunlicher, dass die Große Koalition genau das durchgesetzt hat. Wir haben gewiss nichts dagegen, dass Friseure, Fensterputzerinnen und Zeitungsausträger mehr verdienen. Gleichwohl mahnen wir – mit nicht zu wenig Pathos in der Stimme – heute einmal mehr: Geld, Geld – ihr tumben Toren! Fällt euch denn nie was Neues ein, wenn es um Tarifrunden geht? Ein einsilbiger Freund ist der Mammon. Nichts als klebrige Münzen, keimige Scheine, die sich allenfalls in Ramsch tauschen lassen. Was man denn an dessen Stelle künftig in Tarifrunden verhandeln könnte? Die Fragestellung führt die Galeone unsere Gedanken weit hinaus auf den Ozean der Alternativen: Lassen wir in Zukunft das Geschacher um 1,27 Euro pro Stunde rauf oder runter, vereinbaren wir lieber Dinge, die wirklich Freude machen. Das Recht zum Beispiel, den Chef während des Arbeitstages hin und wieder gezielt zu demütigen. Den Stuhl wegziehen etwa. Ein feiner Ulk wäre auch, ihn abends auf dem Parkplatz abpassen, ihm einen Sack überzustülpen und ihn anschließend zu teeren und zu federn. Stellen Sie sich die Freude vor, in Ihres Vorgesetzten angstvoll geweiteten Augen blicken zu dürfen, wenn Sie ihn bei Dienstbeginn fragen: „Sagen Sie, Chef – wissen Sie eigentlich, was ne Bastonade ist?“ Wäre das nicht eine wundervoll exzentrische Entschädigung für so viele Nullrunden? Aber wie wir die Sache sehen, lässt sich das Proletarier-Pack bei der nächsten Tarifrunde doch wieder nur mit Geld kaufen.

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