Stop dem Diebstahl!

Hätte Oscar Wilde das Handy-Zeitalter erlebt, wäre ihm gewiss ungefähr Folgendes Dandy-haft entschlüpft: Die Dinger sind so unerträglich hässlich, dass alle paar Wochen ein neues erfunden werden muss! Ein Heilmittel gegen jene spukhafte, düstere Gier im Menschen, immer genau das erhaschen zu müssen, was zum Beispiel jene launenhafte Branche gerade zum dernier cri erklärt, stellt die Erkenntnis nicht dar. Moden mögen zergehen wie der Schaum auf den Wogen. Aber: Wo ein Schaf vorgeht, da folgen auch die anderen, raunt ein spanisches Sprichwort. Weswegen es einer nicht unerheblicher Ich-Stärke bedarf, nicht ständig mit dem allerneuesten Handy in der Gegend herumzufuchteln. Was uns zu folgendem kuriosen Vorfall in der Berliner U-Bahn bringt: Drei Jugendliche überfielen dort an einem Reineckendorfer Bahnhof einen 18-Jährigen und verlangten Portemonnaie und Handy. Das Telefon gaben sie ihm allerdings gleich wieder, weil es ihnen schlicht zu alt war. Nicht nur kriminell, sondern auch noch taktlos! Dazu kommt jedoch, dass die drei Täter wohl nicht die allerhellsten Kerzen am Leuchter sind: Das Handy mochte ihnen wohl vorgekommen sein wie aus „Kunst&Krempel“. Funktionstüchtig aber war es allemal, so dass der Überfallene damit die Polizei alarmierte, die die Täter schnell und nicht allzuweit vom Tatort entfernt dingfest machen konnten. „Nichts ist so gefährlich wie das Allzumodernsein. Man gerät in Gefahr, plötzlich aus der Mode zu kommen“, schrieb Oscar Wilde. Wir halten dagegen: Ein bisschen aus der Mode zu sein ist, ist die beste Diebstahlsversicherung.

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