Grün fürs Ampelfrauchen

Vorm Rot der Ampel, so meinen Viele, sind wir alle gleich: Ob Hund oder Herrchen, Kind oder Kegel, dick oder dünn, Mann oder Frau – allen Fußgängern gebietet das drollige Männlein auf deutschen Lichtsignalanlagen in kühler Ungerührtheit dasselbe. Aber bedeutet dies auch tatsächlich Gleichberechtigung? Eine nur rethorische Frage! Unter der Maske vorgeblicher Harmlosigkeit, da lauert die Fratze des Sexismus! Genau genommen dünstet jede Fußgängerampel den stechenden Aasgeruch dumpfer männlicher Dominanz aus. Allein schon das kecke Hütchen auf dem Kopf steht für aufdringlich zur Schau gestellte Virilität. Ganz besonders dann, wenn einem das Ampelmännchen barsch – in markerschütternd grünem Kommandoton – befielt, jetzt die Straße zu queren. Gut möglich, dass dies Schandmal weiblicher Benachteiligung einst von lichtscheuen chauvinistischen Obskuranten in den Katakomben der Straßenverkehrsbehörden ausgebrütet wurden. Das kann aber doch nicht so bleiben, oder! Dachte man sich jedenfalls kürzlich im Dortmunder Stadtrat, wo man in der Sitzung vom 29. Oktober auf Antrag von Grünen und SPD darüber sprach, ob man nicht die Hälfte der Ampelbilder im Stadtbezirk Innenstadt-West mit „Ampelfrauen“ ausstatten solle. Durch die Gleichstellung von Frau und Mann sei eine teilweise Umrüstung von Ampelmännchen zu Ampelfrauen geboten. Die Idee klingt eigentlich fast so brillant, als habe Maut-Minister Dobrindt persönlich beim Nachdenken mitgeholfen. Zumal die Stadt Dortmund sonst keine weiteren Probleme hat. Von rund vier Milliarden Schulden mal abgesehen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Kolumnen. Bookmarken: Permanent-Link. Momentan ist weder das Kommentieren noch das Setzen eines Trackbacks möglich.

  • Kategorien

  • Archive