Reiz des Verbotenen

Schrullig, exzentrisch, bisweilen barbarisch mutet an, was Menschen so machen. Die Rede ist hier nicht etwa vom Text von „Atemlos durch die Nacht“ oder von Drehbüchern deutschen Vorabend-Serien. Oder von den Erfindern des argentinischen Nationalsports „Pato“, in dessen Ursprungsversion sich Reiter um eine tote Ziege balgen. Das sind allesamt Dinge, die unseren Alltag bisweilen ziemlich verstörend erscheinen lassen und gelegentlich sogar das Zeug zum Ärgernis haben. Aber um für echten Verdruss zu sorgen, muss man schon ein, zwei Schippen drauflegen. Wie etwa jener nackte Mann am Bostoner Flughafen, dem versuchter Mord, Unruhestiftung, Körperverletzung, unzüchtiges Verhalten und böswillige Zerstörung von Eigentum vorgeworfen wird. Laut Polizeisprecher David Procopio krachte er zunächst im Adamskostüm durch die Decke einer Frauentoilette im im Terminal C des Logan-Flughafens. Anschließend rannte der Splitternackte hinaus und griff dort einen 84-jährigen Mann an, der ihm zufällig begegnet war. Er biss seinem Opfer nicht nur ins Ohr, sondern versuchte auch noch, ihn mit dessen Stock zu erwürgen. Mit den mittlerweile hinzu geeilten Polizisten lieferte er sich eine Prügelei und verletzte einen Beamten an der Hand. Der Angreifer sei nach dem Übergriff festgenommen worden. Sein Tatmotiv aber sei unklar, teilte die Polizei mit. Nun, vielleicht für David Procopio, den erwähnten Sprecher der Flughafen-Beamten – aber nicht für uns! Den Reiz des Verbotenen kann man nur kosten, wenn man es sofort tut. Morgen ist es vielleicht schon erlaubt, so der Schriftsteller Jean Genet.

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