Vorweihnachtliche Getränkefrage

Im Prinzip ist der Mensch nichts weiter als ein Hohlorgan, dazu gedacht, Getränke hineinzuschütten und zu warten, was passiert. So kann es niemanden wundern, dass ein Hauptmotiv auf dem Gobelin menschlicher Erfindungsgabe der kunstvollen Zubereitung alkoholischer Erquickungen gewidmet ist. Vor diesem Hintergrund ist es geradezu schockierend, dass viele Menschen während der Vorweihnachtszeit ein geradezu triebhaftes Verhältnis zum Industrie-Alkohol entwickeln, dessen geschmeidige Verkaufsbezeichnung „Glühwein“ oder „Glühpunsch“ zudem beweist, dass Menschen alles zu Geld machen, sogar höchst unwürdige Flüssigkeiten. Wir finden: Eine Spezies, die Felsmalereien, den Ackerbau und Mozart hervorgebracht hat, sollte da etwas mehr Niveau demonstrieren. Zumal es an vernünftigen Alternativen nicht mangelt, wie folgende Meldung beweist: Unbekannte haben bei Dublin etwa 15 000 Flaschen Whiskey erbeutet, meldet die „Irish Times“. Zunächst bedrohten sie die Lagermitarbeiter mit Eisenstangen, fesselten sie und fuhren anschließend mit zwei Lastwagen vor. Darauf luden sie 2580 Kisten mit Jameson-Whiskey, dazu eine nicht näher bezifferte Anzahl Gin und Whisky aus Tennessee. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur, die Polizei allerdings nimmt an, dass die Beute in der Weihnachtszeit auf dem Schwarzmarkt angeboten werden soll.  Wir – weit entfernt von der Fantasielosigkeit irischer Ermittler – deuten dies mal als demonstratives Happening, um auf die heikle Getränkesituation unserer Weihnachtsmärkte aufmerksam zu machen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Kolumnen. Bookmarken: Permanent-Link. Momentan ist weder das Kommentieren noch das Setzen eines Trackbacks möglich.

  • Kategorien

  • Archive