Wo die Liebe hinfällt…

Der Mensch steht bekanntlich nicht gerne in der Pfütze der Einsamkeit herum – er tritt aus ihr heraus, und eine der daraus entstehenden Konsequenzen ist eine schwere Gemütserkrankung: die Liebe! Sobald sie champagnerartig durch das Pipeline-system unseres Körpers braust, rumort dieser im Zustand andauernder, freudiger Alarmbereitschaft. Gleichzeitig tritt für gewöhnlich eine Art Nervenlähmung ein. Das Gehirn wird künstlich zurückversetzt in seinen Entwicklungszustand vor dem – sagen wir – Pleistozän. Nichts kann unsere Beobachtung besser illustrieren als jener verliebte Pechvogel, der kürzlich im niederländischen Ijsselstein seiner Angebeteten einen besonders originellen Heiratsantrag machen wollte: Er mietete einen Kran, um sich damit vor dem Schlafzimmerfenster des geliebten Wesens abseilen zu lassen. Von dort wollte er ihr freischwebend zunächst ein Lied vorspielen. Und danach die wichtigste Frage im Leben stellen. Unterschätzt wurde offenbar, dass die Liebe eine Himmelsmacht ist, vor der alles Weltliche ins Wanken gerät. So auch der Kran, der umkippte und aufs Dach des Nachbarn stürzte. Und leider nicht nur einmal, denn auch der Versuch, ihn wieder aufzurichten, endete desaströs: das Nachbarhaus muss nun womöglich abgerissen werden. Verletzt wurde niemand. Und die Braut hat, so eine Pressemitteilung, den Antrag auch angenommen. Zum Glück nimmt selten jemand die Bibel derart wörtlich: „Zeigt den Beweis eurer Liebe auch öffentlich“, heißt es in Vers 24 des achten Kapitels im Zweiten Korintherbrief.

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