Oberschicht und Unterwelt

Wer auch immer diese Welt erschaffen hat – angesichts ihres derzeitigen Zustandes könnte man meinen, er habe sich dabei etwas übernommen. Ob nun Naturkatastrophen, Klimaänderung oder Justin Bieber – Gründe, sich in einen gut gesicherten Keller mit meterdicken Stahltüren zu begeben, gibt es zuhauf. Weswegen Larry Hall aus Kansas ein recht einträgliches Geschäftsfeld beackert: Er baut Luxusapartments in ein atombombensicheres ehemaliges Raketensilo. Wer 170 Quadratmeter in der bis zu 53 Meter tiefen Anlage sein eigen nennen will, kann das zum Schnäppchenpreis von anderthalb Millionen Dollar, wobei interessanterweise 60 Prozent bar anbezahlt werden müssen. Der unelegante Begriff „Bunker“ wird im Prospekt vermieden. Die so genannten „Luxury Survival Condos“ sind angeblich fünf Jahre lang von Luft, Elektrizität oder Trinkwasser von außen unabhängig. Nach dem Larry Hall alle „Survival Condos“ im ersten Silo verkauft hatte, sind nun Nummer Zwei und Drei fällig. Also, wenn wir dazu mal etwas sagen dürfen: Das ist nicht eben die Idee des Jahres! Denn erstens hat man im Fall der Fälle da unten nur die Wahl zwischen Nichtstun, Gammelig-Riechen und Konserven-Zählen. Zweitens kann es sich leicht als noch größere Naturkatastrophe herausstellen, mit wem man da fünf Jahre hinter Stahlbeton zubringt. Da das Ganze für Menschen wie wir, die ihr Gehalt durch Kickboxen, Ladendiebstahl und Pfandflaschen-Sammeln aufbessern müssen, eine kleine Terz zu teuer ist, empfehlen wir im Katastrophenfall folgendes: Keller ja, aber nur, um ein paar gute Flaschen rauf zu holen.

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