Neuer Blick durch alte Löcher

Heute gewähren wir Ihnen an dieser Stelle einen Einblick ins Verstiegen-Unverständliche der wechselnden Moden: Die gute, alte Vinylplatte ist zurück. Und zwar im großen Stil, wird zumindest behauptet. Erinnern wir uns: Spätestens Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Menschheit das Knacksen, Rauschen, die Sprünge, die Mühsal des Umdrehens, die Pein des Enststauben, die Plage des Diamantnadelwechsels bei Benutzung der herkömmlichen Schallplatte leid. Zumal die anscheinend viel praktischere und bessere CD bereits den Markt gebirgsbachartig überspülte. Fortan waren Vinylplatte in etwa so beliebt wie gebrauchte sowjetische Armeesportsocken. Oder wie Heino. Und irgendwann fand man sie nur noch bei Haushaltsauflösungen. Ähnlich wie bei Heino interessierten sich drei Jahrzehnte lang nur noch Fossiliensammler. Und ähnlich wie bei Heino nässt sich heute mancher geradezu ein vor Begeisterung übers Comeback. „Die CD stirbt aus, aber die Schallplatte erlebt eine Renaissance“, überschlägt sich dieser Tage nicht nur die Online-Ausgabe der Tagesschau. Denn: „Die meisten Menschen hören heute nur Musikhappen auf ihren Smartphones. Eine  Platte muss man aber entspannt zuhause auf dem Sofa genießen. Das ist ein völlig anderes Hörerlebnis.“ So so, eine delikate, knisternde Raffinesse also, die natürlich nur Barbaren wie uns verborgen bleiben kann, die wir gerne vom Bett aus knisterfrei CD hören. Lieber Globus: statt immer nur Altes neu aufzubrühen – mach bitte, bitte endlich mal wieder was wirklich erfrischend Neues: Wie wäre es mit einem Käse, der nach Wurst schmeckt!

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