Bullen-Rap

Über den Polizeialltag müssen wir nichts erzählen: Kaum trinkt man einen Pappbecher Kaffee, schon gibts um die Ecke garantiert einen „1036“! Man muss also den Kaffe wegschmeissen und mit großkalibriger Wumme im Hosenbund quer über Motorhaube und Kotflügel rutschen, ohne Kratzer zu machen.  Am Tatort bekommt man umgehend wieder einen lauwarmen Pappbecher-Kaffee in die Hand, genau so wie sämtliche anderen Spurensicherer, selbst wenn es in den Hochalpen ist. Kaum ist man zurück im Revier, wird man wegen irgend einem Kinkerlitzchen vom brummigen, pingeligen Chef suspendiert und bekommt 48 Stunden, den Fall alleine zu lösen. Und wenn man nach 47,5 Stunden endlich die Bombe findet, hat man ausweislich der rücksichtsvollerweise angebrachten Digitaluhr nur noch unter 60 Sekunden zum Entschärfen. Bei derart saftloser Berufsnormalität ist es kein Wunder, dass die Polizei Nachwuchssorgen hat. Wie die Polizei-Sirene das Problemviertel, so durchschneidet daher seit kurzem folgender Werbe-Rap das friedliche Internet: „Greif nach den Sternen, werde einer von uns“. Der Song „Herzlich Willkommen“ von zwei Berliner Polizisten auf der Webseite der Berliner Polizei, hat bereits mehrere hunderttausend Clicks. Der musikalische Esprit ist überschaubar. Nach dem Hörerlebnis hatten wir eher nicht den Eindruck, dass sich allzu viele Kälber aus der Herde der geburtenschwachen Nachfolgegeneration damit das Lasso überwerfen lassen. Aber selbst wenn sich damit kaum Nachwuchs zusammen hamstern lässt – um Randalierer bei den kommenden Maikrawallen zu verjagen, taugt die Nummer allemal!

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Kolumnen. Bookmarken: Permanent-Link. Momentan ist weder das Kommentieren noch das Setzen eines Trackbacks möglich.

  • Kategorien

  • Archive