Weckruf der Hotellobby

Erstaunt rieben wir uns dieser Tage die Augen, als Schlafforscher wieder einmal feststellten, dass der moderne Mensch pro Nacht nur noch sieben Stunden schläft. Vor einem Jahrhundert waren es noch neun. Nun – wir Journalisten sind zwar nur begeisterte Dilettanten in Sachen Schlafforschung, so viel aber wissen auch wir, dass ständiger Schlafmangel zu Missgelauntheit, Mundgeruch, hartem Stuhl und devotem Verhalten gegenüber dem Chef führt. Trotzdem – da war noch immer dies Dogma in der Welt, dass man, um wirtschaftlichen Erfolg zu haben, wenig zu schlafen und früh aufzustehen habe. Danke, liebe Hotel-Lobbyisten, dass ihr dies Vorurteil jetzt widerlegt habt, indem ihr – was seid ihr ausgeschlafen! – nachweisen konntet, dass man für wirtschaftlichen Erfolg nicht früh aufstehen, sondern einfach nur eine Million Euro an die richtigen Parteien (FDP, CSU) überweisen muss. Wenn das mal nicht der Weckruf der Realität ist! Als Konsequenz sollten wir anderen die Wecker wegwerfen, statt sieben eher elf Stunden schlafen, unsere Arbeitsplätze erst betreten, wenn wir – sagen wir – Herr der Lage sind und den Chef (falls er motzt) einfach schmieren. Wenn wir dieses Leben heute noch nicht führen – dann nur aus dem allerbanalsten Grund: Uns fehlt schlicht das Geld dazu.

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