Das Gute im Irrsinn

Unser Wunsch, Gutes zu tun, wird nur noch übertroffen von dem Wunsch, dabei genügend beobachtet zu werden, so Francois de La Rochefoucauld. Sein Bonmot ist über 300 Jahre alt. Wir Heutigen wollen nur noch beobachtet werden, wobei auch immer. Das belegt nichts so sehr wie das Guinness-Buch der Rekorde. Zu den jüngsten und absonderlichsten gehört sicher der von Thomas Blackthorne, der kürzlich einen laufenden Presslufthammer für fünf Sekunden vollständig im Hals versenkte. Auf Fremd-Schädigung aus waren dagegen jene 1701 Flötenspieler, die vor drei Jahren in Tübingen den Weltrekord im Massen-Weihnachtslied-auf-Blockflöte-Spielen aufstellten. Fast mochte es uns angesichts solcher und ähnlicher Geschichten schon scheinen, als sei das Guinnessbuch nur erfunden, um Menschen, die sonst nichts beizutragen haben, auch ein Podium zu eröffnen; beinahe argwöhnten wir bereits, dieses Buch existiere nur, um Minderwertigkeitkomplexe auf infantile Art auszutoben; da fiel uns folgender Rekordversuch ins Auge: Daniel Peetz aus Rheinberg am Niederrhein bügelte 58 Stunden und 40 Minuten lang Wäsche. Und während die Guinness Redaktion noch prüft, behaupten wir, dass eine Siegerin schon feststeht – Peetz’ Gattin. Aus Irrsinn – wir räumen es hier gerne ein – erwächst manch Gutes.

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