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Milliardär werden ist nicht schwer
Milliardär sein dagegen sehr! Zumindest, wenn man Milliarden stilvoll wieder loswerden will.
Angesichts unsrer Welt könnte man durchaus zur Ansicht gelangen, Gott habe sich im Schöpfungsakt ein klein wenig übernommen. Konkreter: Vielleicht wäre es überhaupt besser für seinen Guten Ruf, es gäbe ihn gar nicht – zu kurzsichtig hat er sein Universum arrangiert, besonders in Vermögensfragen! Jenem Missstand mögen zwar wenigstens ein Bergprediger, zwei Horkheimer/Adornos pathetisch, analytisch, vor allem erschöpfend auf den schwefelstinkenden Leib gerückt sein; aber Medien hindert das nicht, ihr Sommer-Bohrloch mit Begriffen wie „Gates“ und „Milliardenspende“ verschließen zu wollen! Und zwar so penetrant, dass selbst unschuldigste Leser vermuten, Journalisten ereile beim Niedertippen zitierter Worte jedes Mal eine wohlige Erektion. Die Nachricht dahinter: Gates und andere Ikonen absurden Reichtums haben ihrer Restwelt für den Ablebensfall in Aussicht gestellt, die Hälfte ihrer Milliarden für Soziales zu stiften. Und alle, die ebenfalls bis zum Ohrläppchen in Geld stünden, seien herzlich geladen, ein Gleiches zu tun. Ernste Journalistenkollegen argwöhnen jetzt, der Versuch, alle Welt durch solche Mitteilung zu beeindrucken, enttarne eher den Wunsch, bereits für bloße Ankündigung späterer Freigiebigkeit schon jetzt staubfrei in allen Medien bespiegelt zu werden. Welch infame Ehrverletzung! In Wahrheit steckt hinter Gates’ Prophezeiung künftiger Mildtätigkeit viel Schlichteres: Nämlich, dass Milliardäre rechte Pimperlinge sind! Ihr Hang zum Geld reicht gerade zu raffendem Erwerb. Zu erotischer, barocker, aberwitziger Verschwendung fehlt’s an Idee, Grandezza, Potenz! Als könnten sie nicht schon morgen jedem Hartz-IV-Empfänger eine 48-Zimmer-Villa finanzieren! Oder allen einen lebenslangen Vorrat jener Plastikschuhe verschaffen, in die sich derzeit freuwillig alle Sommerdeutschen zwängen! Oder anders: Würden schneidigere Milliardäre nicht wenigstens sinistre Weltversklavungspläne anzetteln, wie das ein James-Bond-Schurken-Milliardär täte … Statt dessen Spießbürger-Mittelmaß a la Tante Hertha: Gates&Co gerieren sich als Erbtanten, die uns arme Nichten und Neffen mittels Zuckerwürfel eines künftigen Erbteils über ihr Stöckchen peitschen wollen. Wie charakterlos! Aber um diesen Millardärlingen schon heute die passende Antwort ins frech franzvonassisihafte Kapitalistengrinsen zu tackern: Wir versprechen hiermit feierlich, noch heute eine milliardenschwere Konkurrenzstiftung zu gründen! Uns kann – Ehrenwort – nur eins noch hindern: eine fehlende Milliarde.