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Draussen nur Kännchen
Was wir die Woche wieder mal an unappetitlichem Luxus fanden
Wir normalen Menschen, die wir unser Leben so führen, als hätten wir den Entwurf dazu einem Hotel-Garni-Prospekt entnommen, pflegen morgens gerne eine Tasse heißen Kaffees gegen den bereits einsetzenden Kräfteverfall zu nehmen. Der leckere Türkentrunk – süß und bitter wie die Sünde, dabei aber heiß wie die Hölle – gilt zu recht als geschätzter Muntermacher. Und von dem Plüschsofa alter Gewohnheiten aus glaubten wir lange, der Bestand an morgendlichen Erfrischungsgetränken sei von Mutter Natur auf das uns bekannte Maß begrenzt. Bis jetzt. Nichts Böses ahnend, besuchten wir die „Nachrichten“-Seite einer recht bekannten E-mail-Plattform. Dort wurden wir im dort üblichen zusammenhanglosen Plapper- und Plauderton (Journalisten nennen dies: „Panorama“; Fachärzte aber „Schizophasie“) darüber belehrt, es gäbe ein offizielles neues Getränk für echte Geschmacks-Desperados: Der „Coffee Alamid“ oder auch „Kopi Luwak“ aus Sumatra beruhe auf einer besonderen Art der Kaffeebohnen-Aufbereitung. Der von uns Stinknormalos aber sonst geschätzte „Braune“, der „Kapuziner“, die „Latte macchiato“ der „Pharisäer“ – sie seien allesamt lediglich Kaffee-Geplänkel. Das Geheimnis des „Kopi Luwak“? Nun – die Feder sträubt sich, es niederzuschreiben. Aber um dennoch ein kurzes Exposé der Vorgänge zu geben: Vor Morgenröte huscht der „Wilde Fleckenmusang“, eine seltene Schleichkatzenart, durch die Kaffee-Plantagen Sumatras und Osttimors, isst ein paar Böhnchen, diese durchlaufen den Pförtner, das Gekröse und erblicken Stunden später kurz hinter dem Mastdarm wieder das Licht der Welt. Im Anschluss wird das Produkt gesammelt, geröstet, gemahlen und landet zuletzt im Mokka-Tässchen echter Genießer. Und damit sich passionierte Liebhaber dieses seltenen Genusses nicht zur Morgenstunde beim Aufsammeln beobachten lassen müssen, verkauft man „Kopi Luwak“ in handlichen Gebinden zu schlappen 700 Euro das Kilo. Die Nachrichtenseite besagter E-mail-Plattform feiert das zwar als grandiosen Luxus-Exzess. Für uns verbirgt sich dahinter nichts weiter als ein unvollständiger Verdauungsvorgang eines armen, unschuldigen Wildtieres. Wir wissen nicht, wie beunruhigend lang das Mondlicht Sumatras auf ungeschützte Kaffee-Produzenten-Scheitel fallen musste, um die Idee zu haben, aus Katzenkot ein Erfrischungsgetränk zu machen. Aber in jedem Falle Hut ab vor all denen, die diesen Sud die kleine rote Gasse im Kopf hinunterstürzen. Unsere Empfehlung – warum dazu nicht ein Stück Mutterkuchen?