Die Welt und der Verstand

Schon Grillparzer schrieb: Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen, sind zwei verschiedene Dinge. Wir selbst denken, solch erhabenen Satz nachlauschend: Das haben wir doch heut morgen beim Duschen auch gedacht, bloß nicht so schön. Die Stimme der Vernunft spricht heutzutage jedenfalls sehr leise, weswegen sie von der Welt gern überhört wird. Der Modewelt, zum Beispiel. Wieso eigentlich nimmt die stets schöne Menschen als Models? An denen sehen nämlich noch die hässlichsten Fetzen irgendwie gut aus. Aber damit wir Käufer beurteilen können, ob die Klamotten tatsächlich ästhetisch irgendwas Krummes gerade biegen können, müssten uns Kleider da nicht eigentlich Menschen von ergreifender Hässlichkeit vorführen? Oder nehmen wir die Tierfutter-Industrie (nein, heute mal keine Eier): Wieso gibt es kein Katzenfutter in den Geschmacksnoten „Maus“ und „Alter Fisch“? Apropos alt: Wieso haben diesem Alt-Diktator Mubarak (Uralt-Witz: Was heißt Kuhstall auf ägyptisch?) noch eben alle wie wild die Hände geschüttelt, wenn ihn doch jetzt keiner mehr haben möchte? Mysteriös, gewiss – aber das grandioseste Rätsel der Vernunft zum Schluss: Wie kommt ein Schneepflugfahrer morgens zur Arbeit? Tja, wie gesagt – die Welt ist nicht vernünftig. Aber vielleicht fragen wir ja auch einfach zu naiv.

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