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Die Supernova des Amüsements
Rasenmähen ist mehr als nur Gartenarbeit
Für bourgeoise Jungschreiberlinge und die Jeneusse dorèe des Magazin-Journalismus mag Gartenarbeit generell als spießig gelten. Aber nur bei Leuten, die blind und taub sind und vorsätzlich hinterm Mond leben, kann eine Sache wie das Rasenmähen der Verächtlichmachung anheim fallen. Denn siehe: Alles ist relativ! Zwar mag das Rasenmähen – an und für sich genommen – nicht vorbehaltlos den Rang einer Supernova unter den geistvollen Amüsements für sich beanspruchen können. Aber vor der Kulisse des spätkapitalistischen Alltags, dessen Mainstream-Hobel über alles hinweg rast, was da spritzig-fantasiegeschwängert irgendwo übersteht und angesichts des Sandpapiers täglichen Einerleis, das alles Aparte, Urwüchsige bis zur Unkenntlichkeit schmirgelt und glatt schleift: muss sich bei solch tristem Drumherum Rasenmähen nicht schon gezwungenermaßen in den Rang einer Belustigung, einer Attraktion, ja: eines sämtliche Spaßdrüsen zur Explosion treibenden Knüllers sich aufschwingen? Es muss! Der Alltag, um es kurz zu sagen, ist so prickelnd wie ein abgestandenes Jever-Fun nach einer Ministranten-Feier. Rasenmähen dagegen durchbricht wie die Morgenröte die nachtschwarze Langeweile um uns. Denn nur Dinge, die puffen, rattern und stinken taugen als Anker im reizarmen Meer der Selbsterfahrung. Zudem muss dank diesen Gerätes männliche Vitalität nicht ausschließlich im Erotischen sich verschwenden. Sondern kann zu wertvoller Tätigkeit sublimiert werden. Daher sieht (und hört) man ihn, den deutschen Mann, wie er dieser Tage wieder trunken vor Wonne wochenends durch die Flur stapft, Schneisen der Ordnung ins Chaos schlägt, dabei büschelweise Schnittgrün hinter sich blasend. Wohl dem, der aufgrund solch ekstatischer Erfahrung eigene Wirksamkeit erleben darf. Nicht umsonst ist die einzige mythologische Entsprechung eines rasenmähenden Mannes der rastlose Mars mit dem Kampfwagen. Daneben kann niemand ignorieren, dass das Rasenmähen für das bekanntlich territorial lebende Männchen eine zivilisatorisch mühsam gebändigte Manier der Reviermarkierung darstellt. Es gäbe da sonst weit unschönere Möglichkeiten. Und was schließlich das elegante Sich-Fortbewegen angeht: Gegen einen gut funktionierenden Rasenmäher in den richtigen Händen nimmt sich ein Panter geradezu plump aus! Es mag utopisch vorstellbar sein, dass unser Leben eines Tages wieder spannender wird. Bis dahin aber wird von uns Rasenmähen unbedingt empfohlen.