Flach, flacher, Fernsehen

Mit der Bemerkung, dass sich ein Land mit einem Fernsehprogramm wie dem bei uns täglich ausgestrahlten eigentlich sehr zurückhalten muss, andere Nationen mit ausgestrecktem Zeigefinger an die Einhaltung der Anti-Folter-Konvention zu erinnern, kann man hierzulande in nahezu jeder Runde eitel Zustimmung und manch beipflichtendes Gelächter ernten (ganz besonders, wenn derzeit ein Format namens „Die Alm“ über den Äther geht). Beifall erhält freilich auch der, der mit feiner Ironie die anästhetische Wirkung des Programms lobt, etwa, wenn gerade auf dem Bildschirm wieder einmal ein Aspekt des Tagesgeschehens tranig zerkernert, manche Person der Zeitgeschichte bis in ihre Einzelteile verbeckmannisiert wird. Allgemein konsensfähig dürfte auch der Rat sein, sich einfach eine deutsche Fernsehkomödie anzusehen, wenn man wieder einmal Tränen angesichts tragischen Scheiterns vergießen möchte. Und der These, dass nach zwei unkritisch vor der Glotze verbrachten Stunden der Eindruck entsteht, das, was wir „Realität“ nennen, sei im Wesentlichen eine Erfindung von Dieter Bohlen und Heidi Klumm, wird niemand ernsthaft widersprechen. Soviel Flachheit braucht konsequenterweise eine stimmige Apparatur: Laut dem Statistischen Bundesamt ist heuer die Zahl der Haushalte mit Flachbildschirme auf rekordverdächtige 36 Prozent gestiegen.

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