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Der Hintern und das Abendmahl
Himmlisch erhabene Kunst! Das „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci – Stück für Stück hat es der Meister vor 500 Jahren, beinah so umsichtig wie bei einem Bravo-Starschnitt, im Convento Santa Maria delle Grazie zusammengefügt. Die ganze Szenerie, aber auch die Hände, Mimiken, Gesten, sind von biblischer Wucht und geheimnisvoller intellektueller Schönheit zugleich. Angesichts der eigenen Kleinheit wird der Betrachter davor innerlich ganz wund. Eine Katastrophe für die Menschheit insgesamt also, was sich jetzt unter dem kalten Sezierblick des Mikroskops zeigte: da erschienen die Freskoschichten nämlich hässlich zerklüftet, bröckelnd, rieselnd. Kurz: Bläulicher Schatten des Verfalls fällt auf das Mammutwerk. Warum? Tja, die Besucher sind’s! Besser gesagt, ihre schiere Körperlichkeit, oder – um noch genauer zu sei: Während die ekstatische Vision des Renaissance-Genies in der kleinen Kirche wie ein Pflug durchs Unterbewusste der Betrachter rast, das Publikum schier außer sich gerät vor Verzückung, da kommt es hin und wieder vor, dass dem einen oder anderen Ergriffenen da und dort ganz profan ein leiser Zwiebelwind entschleicht! Nichts Schlimmes im Einzelnen, gewiss! Auf fünfhundert Jahre gesehen allerdings kommt da allerhand an Schwefel- und Kohlenwasserstoff zusammen, so dass die Verantwortlichen kürzlich die Anordnung erließen, Museumsbesucher durften sich künftig nicht länger als 15 Minuten vor dem Gemälde aufhalten. Für uns ist dies ein Gleichnis, das der Volksmund – kurz und deftig – Recht hat: Was der Mensch mit Händen erbaut – mit dem Arsch reisst er es wieder ein!