Wettstreit an der Kachel

Für gewöhnlich trachten wir Schreiberlinge, die nackten, unverständlichen Mysterien der Welt für Sie in so etwas wie Logik zu kleiden. Doch angesichts dessen, was gleich folgt, welken unsere Kräfte: Was wir heute für Sie aus dem Trüben täglichen Nachrichtenabwassers fischen, ist abstoßend und faszinierend zugleich! Ohne Sie zu sehr auf die Folter zu spannen: Es zeigt, dass Triumph und Desaster menschlicher Erfindungsgabe nur durch einen rasiermesserscharfen Grat getrennt dicht aneinander grenzen. Nun, langer Rede kurzer Sinn: Es begab sich, dass dieser Tage in Japan in einigen Köpfen die Erkenntnis aufging, dass die Welt der Computerspiele doch allzu synthetisch, zuwenig sinnlich, eben bloße Simulation sei. Dass aber andereseits jenes vermisste Physisch-Sinnliche, um nicht zu sagen: Barock-Diesseitige von der Bürgerlichen Gesellschaft mittlerweile gnadenlos ins „Untenrum“ und damit ins Reich der Tabus verstoßen wurde. Die Computerspiele-Produzenten von „Sega“ fandeten also nach einer Schnittstelle zwischen Allzumenschlichem und Maschine – und orteten sie: Auf Japans Herrentoiletten boomt eine Spielekonsole namens „Toylet“ fürs Herren-Urinal. In diversen Disziplinen (Strahlstärke, Zielgenauigkeit) können die Rivalen antreten, das Ganze hat mittlerweile die Bars erobert. Nun hätten wir bislang vermutet, dass, wer solches ersinnt, jeden Morgen von den Pflegern auf der Geschlossenen mit Vornamen begrüßt wird. Aber womöglich hat das Spiel ja ein epidemisches Potential. Bevor Ihnen und uns also künftig an der Kachel ein Malheur passiert, raten wir: trainieren!

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