Der Volksmund und der Flugverkehr

Volkes Mund ist nicht nur wort- und bildmächtiges Erbe unserer Vorväter. Seine Sentenzen bergen auch Einsicht und Erkenntnis. Vieles, wovon er raunt, mag vor Jahrhunderten geprägt worden sein – dennoch war es bislang uneingeschränkt alltagstauglich. Zum Beweis einige Beispiele: Hummer ist der beste Koch; Aller Anhang ist schwer; Lange Rede will Weile haben; Reich und reich gesellt sich gern; Ein Schwabe macht noch keine Sommer; Erst kommt das Fressen, dann das Vergnügen; Eine Hand kommt selten allein; Betrunkene Kinder sagen die Wahrheit. Szenenwechsel: Eine ungewöhnliche Häufung von Fäkalien-Niederschlag aus undichten Flugzeug-Toiletten will die „Bildzeitung“ über Deutschland beobachten. Bei einer Nürnberger Familie sei eine zwei Kilo schwere „Eisbombe“ im Garten gelandet. Verletzt wurde niemand, aber der Vorfall sei von einem heftigen Knall begleitet gewesen, der die im Haus befindlichen Personen sehr erschreckt habe. Ähnliche Vorfälle habe es im sächsischen Rodersdorf gegeben, wo ein übel riechender Eisklumpen von 20 Zentimeter Umfang aufs Dach gefallen sei, und auch im baden-württembergischen Niefern, wo ein 1,5 Kilo schwerer Klumpen gefrorenen Urins in einem Garten landete. In Fallbach (ebenfalls Baden-Württemberg) habe ein handtellergroßer Eisbrocken die Ziegel eines Hausdaches zerschlagen. Was dies nun, liebe Leser, wieder mit eingangs erwähntem Volksmund zu tun hat? Nun, er mag immer noch klangvoll-burlesk sein, auf unsern postmodernen Alltag passt er nicht mehr. Wer glaubt nach solchen Vorfällen nämlich ernsthaft noch: „Alles Gute kommt von oben!“?

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