Des US-Pudels Kern

Statistiker sind – wenn es erlaubt ist, zu sagen – die Bluthunde des Zeitgeistes; immer mit labil feinfühligen Riechkolben auf dem Boden der Tatsachen entlang schnuppernd, stimmen sie (gern per Pressemitteilung) ein warnendes Jaulen oder Bellen an, sobald sie wittern, dass eine Tatsache sich etwa erfrecht, unsere hergebrachte Realität zu erschüttern; Unser (absichtsvoll herausgefischtes) Gleichnis ist berechtigt: denn Statistiker fanden jetzt heraus, dass 14 Prozent aller US-Amerikaner nachts mit einem Hund im Bett schlafen. Ein Weltbild lässt das vielleicht nicht einstürzen; aber interessant ist es doch, wenn unterschiedliche Spezies einträchtig nebeneinander schlummern, wo doch schon die Bibel das Paradies als den Ort bezeichnet, an dem sich das Lamm friedlich zum Löwen lagert. Hund und Amerikaner also; vielleicht sollten wir mit Verweis auf zitierte Statistik freudig mit Goethe ausrufen: „Amerika, du hast es besser“; vielleicht aber auch nicht, denn nicht einmal die Bibel versteigt sich dazu, Lamm und Löwen im Paradies in ein gemeinsames Bett zu zwingen; vielleicht, weil sich unter schwerer Wintersteppdecke durchaus die Nachtruhe störende Gerüche bilden könnten. Aber der Amerikaner scheint da zu 14 Prozent gelassen – daran wird sich der Hund schon gewöhnen.

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