Voll eins auf die Ohren

Es zeugt nur vom Größenwahn des Satans, dass er meint, den Menschen noch schlechter machen zu können. Der ist – weis Gott! – schon böse genug: Welches andere Wesen würde Freude daran empfinden, ein unschuldig-großäugiges Schaf zu metzeln, ihm die Därme auszureissen, sie anschließend fadendünn zu zwirbeln, um sie auf einem Holzstück stramm zu ziehen. Und das nur, um in einer weiteren Marter einem treuherzigen Schimmel die empfindlichen Schwanzhaare einzeln auszuzupfen und diese an einen Stock zu knoten. Als wäre das nicht genug der Verhöhnung der Kreatur, lässt die Bestie Mensch auch noch beides schaurig übereinander schaben, dass es nur so seine Art hat. Das nennt er dann „Geigenmusik“ oder „Hochkultur“, aber wir können aus Erfahrung sagen: Die Hölle ist nichts dagegen, wenn man mal neben einem Geiger wohnen musste! Aber eben deshalb hätte es einen ja gewundert, wenn nicht die garstigste Wirtschaftsform – der Kapitalismus – sich der Musik eifrig bediente. Man begebe sich nur in die Tristesse eines Warenhauses, schon packt einen irgendeine Werbemelodie am Bein und zerrt einen hinab in die Tiefen der Konsumhölle. Es gibt auf diesem Planeten praktisch keinen Ort mehr, wo es nicht unablässig dudelt, klimpert, fidelt oder trommelt. Da sich dieser Terror aber nur lohnt, weil er so grandios verwertbar ist, sympathisieren wir dieser Tage nicht wenig mit den Piraten. Wenn sich deren Vorschlag, das Urheberrecht an solch geistigem Eigentum abzuschaffen, durchsetzt, dann…seien wir nüchtern: Eher findet der Kapitalismus Wege, sich auch noch die Rechte an völliger Stille zu sichern!

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