Baby an Bord

Es ist ein der aufreizendsten Verschwörungstheorien, die Dunkelmänner im Internet ausbrüten: die US-regierung würde heimlich große Mengen Psychopharmaka ins amerikanische Grundwasser leiten, um die eigene Bevölkerung vertrauensselig und zutraulich zu halten. wir halten dies zwar für eine arg barock ausgeschmückte Spinnerei. Aber vielleicht wäre eine diskrete Medikamentation bei dem einen oder anderen gar nicht zu beanstanden. Etwa beim Personal der Fluggesellschaft Jetblue, das kürzlich in Florida ein 18 Monate altes Mädchen des Fliegers verwies. Ein JetBlue-Angestellter sagte der mitreisenden Familie, das Kleinkind stehe auf der Liste mutmaßlicher Terroristen, die von US-Fluggesellschaften abgewiesen werden müssen. Das ganze hört sich zunächst nach einem recht kapriziösen Auswuchs von grundsätzlich pflichtgemäßen Sicherheitsmaßnahmen an. Aber wenn wir zugleich an all jene anderen detailverliebten bis absonderlichen Regelungen denken, die uns biometrisch lückenlos erfassen, in unserem Verhaltens- und Bewegungsprofil das unterste zuoberst wühlen sollen, befällt uns eine dunkle Ahnung: wenn schon Kleinkinder als „Gefährder“auf Behördenlisten geführt werden, um wie viel misstrauischer müssen sie dann erst uns gegenüber sein? für Innenminister und Sicherheitsdienstler sieht die Welt vermutlich zunehmend aus wie eine abstruse Verschwörung aller Bürger gegen ihre wohlüberlegten Sicherheitsbestimmungen. Psychopharmaka-versetztes Grundwasser allein hilft da wohl nicht. vielleicht sollten wir sie in einem Akt der Humanität einfach in ein sicheres Drittland ausfliegen.

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