Wichtig ist, was hinten rauskommt

Es gibt leider keinen Tonband-Mitschnitt, aber es war zweifellos ein Tag des Glücks für die Musikgeschichte, als der kleine Joseph Pujol, geboren 1857 als eines von fünf Kindern eines Bildhauers in Marseille, herausfand, dass er mittels Musikalität, Ausdauer und vor allem eines lauen Zwiebelwindleins recht flott die Marseillaise furzen konnte. Der kleine Joseph übte fortan fanatisch (im Wortsinne „unter Hochdruck“), bis er es eines Tages geschafft hatte: Zwischen 1890 und 1914 gab er allabendlich in einem Extra-Anbau des legendären Moulin Rouge Konzerte. Könige, Diplomaten, Millionäre drängten sich im Publikum, seine Glanznummer war ein selbst erdachtes Tongemälde mit dem Titel: „Das Erdbeben von San Francisco“. Die Kunst des Melodie-Furzens mag Pujol privat vielleicht ein wenig vereinsamt haben, vor allem aber gibt sie bis heute Rätsel auf: Wie üben ohne Methanvergiftung? Woher den Frack nehmen, der rasches, unaufdringliches Freilegen des Instrumentes erlaubt? Was, wenn – Mon Dieu! – auf der Bühne Land mitkommt? Schwierigkeiten, die allein es rechtfertigen würden, eine CD-Box mit Pujols Musik neu aufzulegen (Titelvorschlag: „In mir klingt ein Lied“). Aber leider wurde der große Musiker vergessen. Warum wir heute an ihn erinnern? Ersten lehrt sein Beispiel, auch einmal inne zu halten und in sich hinein zu horchen; zweitens, dass man durchaus die Kommerzialisierung des angeblich Unkommerzialisierbaren wagen sollte. Drittens steht der erste Rektalflötist der Welt dafür, dass man durchaus auch mit heißer Luft Geld verdienen kann, ohne andere dabei zu bescheissen.

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