Stinkende, schwarze Flüssigkeit

Kürzlich krachte der Ölpreis binnen einiger Minuten an den Börsen um fünf Dollar in die Tiefe. Was für Laien in etwa so verbildlicht werden kann: Das ist, als würde Sie beim Drahtseillauf zwischen den beiden Türmen des Kölner Doms plötzlich jäh ein Fallwind umheulen. Vorfälle wie diese pflegen bei Börsianern eine nicht ganz unerhebliche Anspannung hervorzurufen. Und so können wir uns gut vorstellen, wie die Energie-Händler während dieser kurzen Spanne mit Kinski-haft fahrigem Blick der stürzenden Kurve hinterher starrten und sich dabei die Fingernägel bis zum Ellenbogen abkauten. Aber liebe Autofahrer und Heizölnutzer: Bevor Sie jetzt die Schampuskorken fliegen lassen –  genauso schnell, wie er sank, kletterte der Kurs wieder. Und während Experten noch über Ursachen spekulieren, stellen wir mal wieder die Frage: Wann entledigen wir uns endlich der Ketten, mit denen wir uns selbst an jene stinkende, schwarze Flüssigkeit geschmiedet haben? Es gibt zwar eine Reihe von Alternativen, nur: Atomkraft ist giga-out, zumal die letzten Störfälle bewiesen haben, dass das Wort „Auslauf-Modell“ in Sachen Reaktor ganz seltsame Doppeldeutigkeiten entwickeln kann. Und was erneuerbare Energien angeht, müssen wir feststellen: Diese Wende ist wohl erst dann geschafft, wenn die USA den Elektrischen Stuhl mit Solarenergie betreiben, und das dauert noch. Uns bleibt demnach nicht viel mehr als frustriert festzustellen: Wenn die Welt je geahnt hätte, wie teuer Öl mal wird, sie hätte es Freaks wie van Eyck, Rembrandt oder Picasso gewiss verboten, es einfach so auf Leinwände zu schmieren.

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