Verbraucher der Welt!

Der Alltag umfängt uns mit Unvermeidlichem. Denken wir nur an den Tod oder Carmen Nebel. Da wäre aber auch der Konsum. Wir laden heute die weltgeschichtliche Aufgabe auf unsere Schultern, seine letzten Rätsel zu lösen. Zur Klarstellung – wir wollen uns hier nicht mit seiner sinnvollen Spielart aufhalten, wie sie etwa der Erwerb eines Maybach aus Marmor, der Innen und Außen mit vergoldetem Anakonda-Leder bezogen ist, darstellt. Sondern seiner absurden Abart – dem Kauf eines Radiergummis. Sein Potential, Milliarden von Buchstaben und Kritzeleien zu tilgen, steht zu seiner tatsächlichen Nutzung in folgendem Verhältnis: dem Teeren einer Autobahn zum Lackieren eines Fingernagels. Noch ungeschminkter: Eher zahlen die Griechen ihre Staatsschulden zurück, bevor einer unter uns einen Radiergummi verbraucht. Trotzdem kauft der Mensch, der devote Lakai des allgemeinen Herdentriebes, im Lauf des Lebens ein, zwei Dutzend. Und Bleistifte und Reißzwecken gleichen dem Radiergummi-Phänomen aufs Haar! Aber bevor wir uns auf Büroartikel festlegen: Was ist mit Salbei-Bonbons? Zwecks Linderung einer Erkältung gekauft, stellt sich stets aufs Neue heraus: Es schmeckt wie Kühlerfrostschutz mit Kräuterauszügen. Nach ein, zwei Alibi-Bonbons wandert die ganze Tüte in den tiefen Rachen der Hausapotheke, wo sie Jahrzehnte später von einem miserabel bezahlten Lohnsklaven einer Wohnungsauflösungsgesellschaft weg geschabt und in einem Extra-Container entsorgt werden muss. Die anderen Container sind nämlich schon voller Bleistifte, Reißzwecken und Radiergummis. Verbraucher der Welt! Stoppt diesen Wahn!

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