Stampft ihn endlich ein!

Es ist mehr als nur absurd: Es ist lächerlich, sein mühsam erknechtetes Geld ausgeben zu müssen für ein Gerät, dass jeden Werktag unseres Lebens so unangenehm wie möglich beginnen lässt. Man kann den Geisteszustand einer Gesellschaft, die den Wecker zum Prinzip erhoben hat, gar nicht gründlich genug anzweifeln. Denn Wecker sind grundsätzlich auf die ungünstigste Zeit eingestellt und erschrecken stets die Falschesten – uns! Es gibt tatsächlich kaum Schlimmeres, als plötzlich die Stimme eines hartnäckig gut gelaunten Frühstücksradio- Moderators zu hören, während wir uns noch im Zustand eines tiefen, heiligen und existentiellen Schlafes befinden. Warum die meisten von uns das trotzdem über sich ergehen lassen? Tja – erstens aus Rechtschaffenheit (worunter man genau genommen zu verstehen hat: die Angst, nicht genau das zu tun, was alle anderen auch tun). Zweitens, weil irgendwelche Aufpasser, Frömmler, Mauerbauer, Weltverbesserer mal behauptet haben, wer morgens lange liegen bleibe, begehe eine Sünde. Wir halten dagegen: Wer Ausschlafen Sünde nennt, kennt entweder wahre Sünden nicht oder ihm fehlt die Gabe, die eigene Natur zu genießen. Aus akkurater Beobachtung der Umgebung wissen wir nämlich: Wer früh aufsteht, endet arm, alt und krank! Immerhin tröstet uns morgens im Bett manchmal eine schöne Vision: Eines Tages wird ein Nachfahre, nach natürlichem Weckvorgang, am frühen Nachmittag ein Museum betreten. Um sich angenehm vor einigen Vitrinen zu gruseln, in denen die Folterinstrumente seiner Ahnen liegen: Daumenschrauben, Keuschheitsgürtel; und Radiowecker.

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