Ferien drohen!

Pfingsten hebt dräuend sein Haupt, das zwingt uns zu einigen Feststellungen: Der Irrglaube, die Erde sei eine Scheibe, hat lange Zeitalter hindurch Reiseveranstalter daran gehindert, obszöne Gewinne machten. Wer wollte schon eine Welt bereisen, von deren Rand man annehmen musste, von dort hoppla-hopp ins Nichts oder gar die Hölle zu stürzen? Kaum aber hat der Mensch in seinem kalten Erkenntnisdrang die Natur jeglicher Erotik beraubt und enttarnt, dass wir eine Kugel bewohnen, schon wird dieser Ball alljährlich zu Urlaubszeit lärmend umkurvt. Immer dem aufgeschwatzten Traum folgend, irgendwo weit weg von daheim zugleich Erholung, Action, schnellen Sex oder wenigstens ein billiges Buffet zu finden. Dass Menschen von Format derlei Firlefanz selbstredend ablehnen, verdankt sich einer Vielzahl von Gründen. Erstens werden ausnahmslos alle Länder außer Deutschland von bösartigen Killer-Insekten beherrscht, wer schon mal nachts in der Maremma vom Gebrüll einer schäferhundgroßen Kakerlake unterm Bett rüde aus fiebrigen Träumen gerissen wurde, wird dies bestätigen. Im Amazonasgebiet dagegen lauert im Wasser die Gattung Vandelliinae, auch Harnröhrenwelse. Das auch „Penisfisch“ genannte Tierschwimmt in die Harnröhre unschuldiger Schwimmer, wo er sich verhakt. Man stirbt natürlich nicht daran. Man wünscht sich nur, man wäre tot. Und nie – wir wiederholen – nie reisst im Urlaub das Klopa an der richtigen Stelle. Merken Sie sich also: Reisen ist etwas für Leute mit einem erstaunlichen Mangel an Fantasie. Und die größten Abenteuer der Menschheit finden immer noch im Kopf statt.

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