Das Salz und die Experten

Unser eintöpfiger Alltag enthält durchaus Risiken: Eines der konkretesten entsteht, wenn man versucht, die Klitschkos einfach mal so zum Spaß auf den Mund zu küssen. Eher abstrakt sind jene Risiken, mit denen uns Finanz-, Terror- oder Wetterexperten täglich erschrecken. Sind wir generell geneigt, den Aufgezählten eine gewisse Zeugungswonne beim Erfinden oder Übertreiben immer neuer bedrohlicher Szenarien zu unterstellen, sind sie an Virtuosität einer Gruppe klaftertief unterlegen: Ernährungsexperten! Mit stets durchgeladener Kalaschnikoff pflegen sie auf alles zu zielen, was diesen Planeten lebenswert macht: Fette Soßen, buttertriefende Croissants; Rindfleisch, dem man nur anstandshalber kurz eine heiße Bratpfanne gezeigt hat; Rotweine, schwer wie Reiner Calmund. Kurz – Versuchungen, denen ein aufgeklärter Mensch dann und wann nachgibt, um sie zu beherrschen. Zum x-ten mal im Zielfernrohr der Ernährungsberater-Haubitze: Salz. Laut einer Studie des  britischen Instituts Euromonitor International nehmen „die Deutschen“ mehr Salz zu sich als die untersuchten 53 weiteren Nationen. Statt der empfohlenen Tagesmenge von sechs Gramm seien es hierzulande 7,85 Gramm pro Kopf. Angeblich drohe dadurch erhöhter Blutdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt. Nun gibt es medizinische Studien, die das Gegenteil behaupten und eine salzarme Ernährung als riskant bewerten. Aber ungezieltes Dahin-Behaupten ist in einem freien Land nicht strafbar. Daher von dieser Stelle unser Ernährungs-Tipp: Rohkost gelingt besonders zart, wenn man es kurz vor dem Essen durch ein Filet mignon ersetzt.

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