Das Geheimnis der lebenden Mumie

Nach dem Ableben wird man zwar nicht zerknüllt und weggeworfen wie ein Zitronen-Erfrischungstüchlein. Aber rund um den Globus sind allerlei Entsorgungstechniken fest etabliert: Mancherorts entzündet man mit den Überresten ein lustig knisterndes Feuerchen, aber auch die Kompostierung unter zwei Metern Erde wird gern genommen. Das ist praktisch wie ein Bausparvertrag, denn so ein Leichnam zeigt sich – abgesehen von körperlicher Erschlaffung, eingeschränktem Mienenspiel und zunehmendem ranzigem Bukett – eher wenig kontaktfreudig, bisweilen gar ungesellig.  Weswegen es vielen von uns  abwegig erschiene, so eine Leiche durch Lufttrocknung zu konservieren wie eine gute, alte Salami. Wir lasen also verstört eine Meldung der „Sibirian Times“, wonach kürzlich in der Mongolei in einer Kiste der mumifizierte Körper eines über 200 Jahre alten Mannes entdeckt wurde. Ganhugiyn Purevbata, Professor an dem von ihm gegründeten Mongolian Institute of Buddhist Art in Ulan-Bator, behauptet nicht nur, dass es sich hier um einen hohen buddhistischen Priester handelt. Sollten Sie in Erwartung eines lustvollen Schauderns bis hier vorsichtig weitergelesen haben: der Professor ist außerdem sicher, dass die Mumie noch lebt – und in Lotus-Position nur meditiert! (An dieser Stelle des Textes müssen Sie sich dramatisches Donnergrollen und plötzlich einsetzenden Starkregen vorstellen.) Wie dieser Zustand zustande kam, bleibt mysteriös. Aber wir wollen hier eine rein spekulative Vermutung äußern: Hat sich der Mann vielleicht nur schlicht durch die deutschen Fernseh-Prunksitzungen gezappt?

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