Wasserspiele

Von chinesischen Damentoiletten stand an dieser Stelle bislang erfreulich Wenig zu lesen. Damit ist es ab sofort vorbei. Denn ob Sie es glauben oder nicht: Chinesische (Pardon, auf das folgende Wort sollten alle Journalisten außer uns eine gesalzene Abgabe zahlen müssen) Wutbürgerinnen haben kürzlich im Yuexin-Park der Universitätsstadt Guangzhou eine öffentliche Toilette besetzt. Es gibt zuwenig davon, finden die Aktivistinnen rund um ihre Sprecherin Li Tingting. Nun – wenn wir bislang überhaupt je über öffentliche Toiletten in dem Ein-Milliarden-Einwohner nachdachten, dann vermuteten wir immer, das jede einzelne mindestens so groß ist wie das Saarland. Das scheint nunmehr widerlegt, insbesondere beklagt man im Reich der Mitte den Mangel an Damentoiletten. Da das Leben zu kurz ist, um dauernd vor besetzten Kabine mühsam beherrscht von einem Bein auf das andere zu treten, wird von mittlerweile hunderttausenden chinesischen Bloggerinnen die Frage diskutiert, ob man nicht einfach umstandslos männliche Toiletten okkupieren solle. In einem kommunistischen Land sollte das eigentlich kein Akt langer Diskussion sein, zumal seit Marx bekannt ist, dass es nicht darauf ankommt, die Welt zu erklären sondern zu verändern. Aber auch in Europa ist die delikate Rafinesse, Herren- und Damentoiletten zu unterscheiden, nicht so alt, dass sie nicht wieder abgeschafft werden kann. Im Klartext: Aufpassen, Männer: Wenn Ihr demnächst überm Urinal einen Schminkspiegel sowie eine Ablage fürs Täschchen, Lippenstift und Puder seht, ist es zu spät zum Widerstand.

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