Krisen, Rock & Dosenbier

Zugegeben – gellende Kassandra-Rufe, die uns dieser Tage angesichts Euro-Krise und dem damit unausweichlichen Untergang der Menschheit die Ohren durchjodeln, konnten uns schon so ab und zu mal gegen 23.48 Uhr für ein paar Sekundenbruchteile das Einschlummern komplizieren: Wird darauf Barbarei folgen? Wird Zitroneneis-artig die Gewissheit schmelzen, dass wir es bei mehr Selbstausbeutung jederzeit vom Tellerwäscher zum Ackermann bringen könnten? Wird sich statt dem nur eine vage Zuversicht erhalten, mit viel Glück Tellerwäscher zu bleiben? Droht nach dem Euro gar die Götterdämmerung – Engpass beim Dosenbier? Weltangst, die noch andre umgruselt: Zehntausende einsamer, schwarzsehender Menschen stürzen derzeit kollektiv auf der Odyssee nach erlöschenden Idealen bei Festivals (Rock am Ring, Umsonst und Draussen) womöglich letztes Dosenbier in die resignierte Schlünde (weil Veranstalter Flaschen außerhalb der Bühne verbieten). Ist also das Ende nah, Brüder? Nein – inmitten der Finsternis züngelt klein aber warm ein Lichtlein: Eduard Lünings Beispiel entflammt derzeit neue Zuversicht. Einst Hartz-IV-Empfänger,  macht Lüning laut Pressemeldungen seit einiger Zeit auf Musikfestivals durch Bierdosen-Sammeln ein kleines Vermögen. Die vielen Festivalbesucher sind durch aufreibende Exzesse morgens zu derangiert, um die Dosen selbst abzugeben. Beim kürzlichen „Wacken-Open-Air“ etwa soll er 1500 Euro Pfand gesammelt haben, jährlich seien es um die 13000 Euro. Mitbürger! Arschbacken zusammen! Solang es solch Beispiel gibt, ist die herrschende Gesellschaftsidee nicht am Ende.

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