Er ist’s nicht

Zeitungen oder Rundfunknachrichten machen glücklich, denn sie liefern einem schon kurz nach dem Aufstehen für die üble Stimmung die erforderlichen Motive. Beispiel gefällig? Immer wieder wird wieselflink eine „schwere Eskalation“ vermeldet, sobald irgendein mediokrer Diktatorensproß karpfartigen Wuchses die Brotration nordkoreanischer Soldaten von 250 Gramm auf 300 Gramm täglich erhöht. Noch ein Exempel? Ein paar Seiten oder Sendeminuten weiter wird die Platzvergabe im „NSU-Prozess“ derart verschwenderisch kommentiert, dass man schon bangen muss, demnächst werde das Oberlandesgericht München unter dem medialen Druck umknicken und Beate Zschäpe wegen Platzmangels vom Prozess aussperren. Was dieser verschwörerische Journalisten-Flashmob bezweckt? Uns vom wichtigsten Thema überhaupt abzubringen: dem Frühling, oder „Frinter“, wie er richtigerweise heißen muss! Die Hälse sind schon ganz wund vom vielen Aufs-Thermometer-Gucken. Mancher Herr überlegt, sich Nasen-, Ohr- und Barthaar aus Kälteschutzgründen Yeti-artig zusammenwachsen zu lassen, während die Damen aufgrund zahlloser Schichten an Winterkleidung aussehen wie knubbeliges Obst auf Beinen. Auf Kreta dagegen? Da haben die 20 Grad – alles von unserem Geld! Naja, eines Gutes hat dieser Frühling – solange es so kalt ist, haben sogar die Anlageberater die Hände in den eigenen Taschen.

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