Verfilzte Knolle

Ohne Verbrechen und Lüge wäre der Welthandel schon längst zusammengebrochen, wetterte einst Ambrose Bierce. Und der Volksmund reimt grollend: „Betrug ist der Krämer Acker und Pflug.“ Sicher, wir haben uns abgefunden, dass Viele trotzdem das Wort „Profit“ so aussprechen, als spendeten sie dabei ein Sakrament. Sicher, die Einschläge kamen näher, siehe Schienenkartelle, Steuerhinterziehung, überflüssige Operationen.  Aber dass es nun gar den Kartoffelhandel trifft! Wir fürchten, unsre geschäftsführende Elite wird allmählich unverletzlich. Wer sich selbst derart desavouiert, den Preis einer Sättigungsbeilage zu manipulieren, ist auch mit Häme nicht mehr angreifbar. Jedenfalls – wenn Habgier Körpergeruch erzeugte, sie würde viele sehr einsam machen. Die innere Leere muss trostlos sein, wenn wer versucht, sie durch derart schäbig ergaunerten Profit zu verfüllen. Falls uns irgendwer einer Neid-Kampagne zeiht: es ist kein Neid, jemanden zu kritisieren, dass ihm Einsichten fehlen, die schon Kleinkinder haben: Dass zwischen Gewünschtem und Benötigtem ein Unterschied ist; dass die legitimen von den illegitimen Erwerbsmitteln zu scheiden sind. Eigentlich erzeugen derlei Vorgänge mittlerweile gar keine Wut mehr, eher eine Melange aus Ekel und Mitleid. Ja, Mitleid – sich allein vorzustellen, wie Leute ihre gewiss spitzknochigen Hintern in schlecht gelüfteten Hinterzimmern auf muffigem, schäbigem Filz wund hocken, um dort die Preise für des Deutschen liebste Knolle abzusprechen! Wie sagt der Volksmund? „Geld regiert die Welt.“ So sieht sie allerdings auch aus.

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