Massiver Protest

Tunesien und Ägypten waren nur Geplänkel – die Zukunft gehört der barbusigen Revolte

Der wesentliche Wert einer Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen, behauptete Thomas von Aquin (1225-1274). Unserer bescheidenen Ansicht nach ist diese waghalsige These keineswegs Schmarrn – sie ist vielmehr sogar Kaiserschmarrn! Die Titel-Beifügung scheint uns geboten, weil der Aquinate laut Wikipedia zu den einflussreichsten Philosophen und Theologen der Menschheitsgeschichte gehört. Denker hin, Denker her, die wesentliche Bedeutung der Frau zeigt sich – jedenfalls für uns – darin, dass sie allein es ist, die die Gattung „Mensch“ zu „Säugetieren“ macht. Diese ihre Rolle als Sinnstifterin für die gesamte Menschheit bleibt womöglich nur deshalb vielen Betrachtern okkult, weil die weibliche Brust im öffentlichen Leben bis heute diskret verborgen unter Spitzen, Tuch und Stoff residiert. Der Mann hingegen ist biologisch nur zweite Wahl, er gebietet über funktionslose sekundäre Geschlechtsmerkmale. Und wenn ihm der Bart noch so offensiv kraus aus dem Gesicht ragt, möchte keiner an ihm saugen! Die weibliche Brust hingegen ist von metaphorischer Wucht, steht für Leben, Nahrung und Erotik. So dachten wir bislang. Dass der Busen auch für Protest und Revolte steht, davon wissen wir erst seit Anfang der Woche, als wir die Meldung lasen, in Kiew hätten mehrere Ukrainerinnen mit nackten Brüsten gegen einen Radio-Wettbewerb in Neuseeland protestiert. Begründung: Dieser sei sexistisch! Hintergrund ist, dass der neuseeländische Sender The Rock FM als Ersten Preis die Hochzeit mit einer „sexy Ukrainerin“ ausgelobt hat. Dem wollte die feministische Gruppe „Femen“ die Wogen barbusigen Protests in den Weg stellen. Und auch wir finden, wer solche Radio-Formate entwickelt, gehört umstandslos flambiert und dann mit dem Schneebesen durchgeschlagen. Aber bevor unsere Augen an diesem scheinbaren Einzelfall festklebten wie ein Auflauf in einer schlecht gebutterten Form, lasen wir weiter, dass die Ukrainerinnen kürzlich auch die ägyptische Demokratiebewegung unterstützt haben, indem die Damen – wieder mit blank gezückter Brust – gegen Ägyptens Diktatoren-Mumie Mubarak protestierten. Worauf dieser – wohl mit manch Verwünschung auf den Lippen – abtrat. „Es kann das Böse nicht in Frieden leben/ wenn Mädchen ihre Hemden heben!“, wollten wir schon lobpreisen, allein die Sache ist zu ernst: Denn „Femen“ sei Dank – endlich gibt es eine couragierte, politisch glaubwürdige Form, männliche Fantasien in der Realität zu verankern!

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