Ein Menschheitstraum

Der Mensch ist schon ein verrückter Vogel, und da möchten wir ausdrücklich beide Worte unterstrichen wissen. Einerseits wuchtet er Großflughäfen in seinen Lebenskreis, über denen dann Tag und Nacht Maschinen donnern; konstruiert Rasenmäher, mit denen sonntags der Radau-Nachbar durch die Flur dröhnt; entwirft Mehrzweckhallen, in denen anschließend faschingsenthemmte Landfrauen herumkrakeelen. Andererseits bittet er sich – sozusagen im gleichen Atemzug – brüskiert „Ruhe!“ aus. Was auf alle Fälle ein rechter Schmarren ist, denn auf der Suche danach erzeugt er mehr Gepolter als alle eben aufgeführten Lärmquellen zusammen (Anwohner der Alpenautobahnen werden dies gern beeiden). Schlaumeier streichen also „Ruhe“ und suchen statt dem nach „Stille“. Was erst Recht Humbug ist – der Mensch ist für Stille gar nicht ausgelegt, wie kürzlich ein Experiment in den Orfield Laboratories in Minnesota ergab: Nach spätestens 45 Minuten flüchteten Probanten halbirre aus einem Raum, der mittels Akustik-Bau 99,99 Prozent aller Geräusche absorbiert. Aber wenn Ruhe und Stille so widerspruchsvoll sind – suchten wir dann nicht besser nach Frieden? Nachdem dem Menschen dazu bislang nicht mehr einfällt, als sich zwecks Friedenssicherung gegenseitig mit Raketen zu bedrohen, ist das mit Frieden noch aberwitziger als das mit Ruhe und Stille. Was der Mensch richtigerweise erstrebe? Erfüllung! Und es gibt nur einen Weg, sie dem Universum abzutrotzen: man bestreue eine schöne, saftige Pizza mit einer Schicht Extra- Mozzarella. Mehr, seien Sie versichert, kann der Mensch widerspruchsfrei nicht verlangen.

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