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Leon und der Kevinismus
Seinen Namen kriegt man stets von anderen – und die bauen öfters Mist
Wer könnte ernsthaft behaupten, Namen seien Schall und Rauch? Namen helfen bei der Karriere oder verhindern sie, sie erleichtern die Kreditvergabe oder verurteilen ihren Träger zu lebenslang Hohn und Spott. Natürlich könnte man hier einwenden, dass die elterliche Namensentscheidung eine Frage des persönlichen Geschmacks und der allgemeinen Mode ist; natürlich könnte man hier einwenden, dass die meisten Vor- und Nachnamen völlig harmlos sind und nicht den Aufwand einer Kolumne lohnen; aber ebenso natürlich können wir auf beides entgegnen: Es kommt auf die Synthese an! Denn sie mögen jeweils noch so harmlos sein, aber bringt man manchen Vor und Nachnamen zusammen, entsteht Hochexplosives, wir wollen hier nur an die populärsten Beispiele erinnern: Rosa Schlüpfer, Claire Grube, Claude Eckel; aber auch echte Feld-, Wald- und Wiesennamen können zu Kombinationen führen, die dem Ansehen der Person abträglich sind: Anne Bude, Anne Ecke, Anne Ohren zum Beispiel. Aus dem Osten der Republik kennen wir den Versuch, per Namenswahl die umgebende Kleinbürger-Idylle mit einem kräftigen Hauch Exotik zu paaren; was regelmäßig in Unfällen wie Doreen Damaschke oder Henrico Paschulke endet. Wir sehen – die gut gemeintesten Absichten können offenbar die unheilvollsten Konsequenzen entwickeln, und die Soziologen der Internetseite uncyclopedia warnen seit 2007 eindringlich vorm Krankheitsbild des so genannten Kevinismus (bei Mädchen: Chantalismus), worunter die krankhafte Unfähigkeit zu verstehen ist, dem Nachwuchs sozialverträgliche Namen zu geben. Tja, das Reich der Namen ist kompliziert, eine Silbe kann alles ändern: Unter dem Namen Peter Ramsau wird man hierzulande nicht mal einen Teich pachten können. Begreift man den Nachnamen aber als Grundform und setzt an seine Stelle die Steigerung (etwa wie bei flach, flacher) käme man zu Peter Ramsauer, und damit kann man es gut und gerne bis zum Verkehrsminister bringen. Genau umgekehrt wäre es mit dem Namen Ronald Arschbombe; eher geht die Welt unter, als dass jemand mit einem solchen Namen auch nur einen Job als Schiffschaukelbremser bekäme. Begreift man hier aber den Nachnamen als Steigerung und setzt an dessen Stelle die Grundform, käme man zu Ronald Pofalla, und da reicht’s noch zum CDU-Generalsekretär. Auf solche Risiken und Nebenwirkungen mussten wir heute mal hinweisen, denn wie die neuesten Zahlen zeigen, sind derzeit Mia und Leon die beliebtesten Vornamen. Mal sehen, welche Fettnäpfchen da wieder warten.